„Fußball ist eine Schule fürs Leben“

„Fußball ist eine Schule fürs Leben“

05.09.2021

Interview "Schlu" mit Michael Rummenigge zu Fragen rund um den Fußball

Im Rahmen seines dreitägigen Fußballschule-Gastspiels bei den „Kirschen“ am Klingenberg stand Ex-Bayern-München- und Borussia-Dortmund-Profi Michael Rummenigge (57) in der vergangenen Woche dem Sponsoringbeauftragten der Blau-Weißen, Thorsten Schlusche ("Schlu"), im Klubhaus Rede und Antwort. Da die Antworten des Ex-Profis aber länger ausfielen als erwartet und seine Auskunftsfreude seiner Spielfreude zu seinen noch aktiven Zeiten entsprach, haben wir uns bewusst auf Auszüge des aufschlussreichen Gesprächs beschränkt und geben hier einige zentrale  Aussagen des heutigen Fußballschule-Betreibers, Unternehmers, Beraters und Gastredners wider.

Zum Event in Neuhof: Das Camp bei euch mit 144 Kindern ist das Größte für uns in diesem Jahr. Das ist schon der Hammer bei euch, und es ist auch eine Herausforderung für unsere zehn Trainer. Ihr habt das, großes Kompliment, alles wirklich top organisiert. Und für die Kinder und Jugendlichen ist es natürlich immer wieder ein großer Spaß. Fußball ist universell, da kannst du alles mit machen!

Die Haupt-Destination meiner Fußballschule ist Hörnum auf Sylt, da sind wir elf Wochen im Jahr. Ich hätte auch nie gedacht, dass sich das mit den Fußballschulen so rasant entwickelt. Ich schätze mal, dass wir so an die 200 bis 250 in Deutschland haben. Fast jeder Verein, runter bis in die 3. und 4. Liga, hat eine solche. Wir waren unter den ersten Vier im Jahr 1996 bei unserer Gründung. Dass wir einmal so groß werden, hätte ich auch nie gedacht.

Ich sage ganz unbescheiden: Wir sind das „Bayern München der Fußballschulen“. Wir gehen bei unseren Camps stets auf die Leute ein, sind ihnen nah, zum Anfassen, bieten professionelle Trainer auf. Ich bin grundsätzlich die ganze Zeit bei einem Camp dabei. Wo Rummenigge drauf steht, da ist auch Rummenigge drin.

Zur Nachwuchsarbeit: Grundsätzlich finde ich es schon mal gut, dass wir nach der Europameisterschaft 2020 diese Nachwuchs-Leistungszentren ins Leben gerufen haben. Ich finde es grundsätzlich gut, dass die herausragenden Talente, die auch in der U17 spielen, so gefördert werden. Wir müssen uns wieder mehr spezialisieren. Wir sehen ja momentan, wir haben keinen Mittelstürmer mehr, der letzte war Klose. Spieler züchten zu wollen, die alles können, ist Quatsch. Wir brauchen wieder gute junge Spieler, müssen den Mut haben – wie etwa Hansi Flick aktuell – auch den Namenlosen eine Chance zu geben - plus die erfahrenen Spieler. Letztlich müssen aber immer die Besten spielen.

Wir müssen wieder den Straßenfußball fördern, so wie Oliver Bierhoff das vor Jahren schon gefordert hat. Das machen wir mit unserer Fußballschule seit nunmehr 25 Jahren. Wenn du den Ball beherrscht und dann auch noch schnell bist, dann kannst du ein guter Spieler werden. Und selbst dann wird es schwer. Von den 600 Spielern in der U 17 und in der U19 in einem Jahrgang bekommen gerade mal 6 einen Profivertrag in der 1. Bundesliga und von den sechs machen dann gerade mal zwei ein Spiel im ersten Jahr. Bei mir war es genauso. Ich habe im ersten Jahr mehr die Koffer getragen als alles andere. Ich war froh, dass ich dabei war, dass ich lernen durfte, habe zugeguckt, habe abgeguckt. Damals bei Bayern noch bei einem Breitner, meinem Bruder oder einem Jean Marie Pfaff. Ja, dann wirst du automatisch besser. Fußball ist eine sehr gute Schule fürs Leben. Du lernst unheimlich viel im Umgang mit Menschen. Du musst dich unterordnen in der Gruppe und du lernst Respekt, Fairness und Disziplin.

Ich habe dem Fußball alles zu verdanken. Ich war auch ein Talent, aber es gab bessere als mich. Ich habe aber diesen Biss und den Willen gehabt und ich habe ein unglaubliches Vorbild in meinem acht Jahre älteren Bruder. Ich habe allerdings auch viel Glück gehabt, ich war nie verletzt.

Der Fußball hat unglaubliche Konkurrenz bekommen: Internet, Handys, andere Sportarten, etwa Basketball und auch Handball, die beide ganz Groß im Kommen sind. Wir müssen umdenken, die Kinder kommen nicht mehr von alleine. Andererseits: Fußball wird die Faszination behalten!

Wir sind ja nicht nur Trainer bei der Fußballschule. Wir sind auch Pädagogen und zudem auch noch Entertainer. Das heißt, ich muss zusehen, dass meine Gruppe in diesen drei Tage gute Laune und auch Spaß hat.

Zur Infrastruktur am Neuhofer Klingenberg: Das ist der Hammer mit euren drei Plätzen, mit diesem Klubhaus hier.  Das ist ja unglaublich! Wirklich der Wahnsinn! Da wären einige in der 2. und 3. Liga froh, wenn sie so etwas hätten.                                                                                                        (tb)

 

Titelfoto: Michael Rummenigge mit Schlu beim Interview.

Bildergalerie: Fotos Torsten Becker 

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