Serie "Wir geben dem Verein ein Gesicht" (2)

Serie "Wir geben dem Verein ein Gesicht" (2)

Portrait-Serie 13.08.2021

"Grütze" - Blau-Weiß bis in die letzte Faser

In lockerer Folge wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten auf unserer Homepage den Verein Blau-Weiß Neuhof portraitieren - ihm ein Gesicht geben. Dazu werden wir mit den Menschen reden, die den Verein erst zu dem gemacht haben, was er ist: eine lebendige, vielfältige Gemeinschaft von Menschen, die sich unter dem Dach des Sports zusammengefunden haben und gemeinsam die Werte Teamgeist, Fairness und Geselligkeit leben.

Der Funktionsträger aus dem Vorstand wird dabei ebenso zu Wort kommen wie der fleißige Helfer im Hintergrund, der Trainer und Betreuer genauso wie die stolzen Eltern, die ihren Zögling gerade erst am Klingenberg angemeldet haben. In diesem Zusammenhang wird dann sicherlich auch die Frage beantwortet werden, warum gerade dieser Verein in Hildesheim, dessen Markenzeichen bekanntermaßen die Kirschen im Vereinslogo sind, von den Eltern bzw. vom Nachwuchs als deren bevorzugte Adresse ausgewählt wurde.

Der Blick wird freilich auch über den Fußball hinausgehen, schließlich gehören zum Vereinsgebilde auch noch die Abteilungen Volleyball, Damen-Fitness, Gymnastik und Yoga.

Auch kritische Stimmen werden in unserer Serie nicht ausgespart, denn zu meckern bzw. zu verbessern gibt es schließlich immer etwas - wie in jeder noch so guten Ehe. 


"Ich möchte dem Verein das zurückgeben, was er mir in meinen Jugendjahren gegeben hat", beschreibt der 52-jährige Jens Grudzielanek, gemeinhin am Klingenberg nur unter "Grütze" bekannt ("Auf Jens höre ich gar nicht"), seine Motivation, seit nunmehr knapp 20 Jahren ehrenamtlich als Jugendtrainer bei den Blau-Weißen zu fungieren. "Die Jugendlichen sollen die Werte erfahren, die ich auch vermittelt bekommen habe: Zusammenhalt, Fairness und Freundschaften. Halt eine große blau-weiße Familie." Grütze: "Damit sie später einmal sagen können: Neuhof - das war eine geile Zeit!"

Neuhof war und ist seine Heimat. Im "Kirschendorf" wuchs er auf, machte bei Bosch im Hildesheimer Wald eine Ausbildung zum Industriekaufmann und blieb dem Hildesheimer Ortsteil bis auf die Jahre seines Wirtschaftspädagogik-Studiums in Göttingen auch stets treu. Der Berufsschullehrer an der Hildesheimer Friedrich-List-Schule gehört zum Klingenberg wie die Kirschen ins Vereinslogo. Er ist bekannt wie der sprichwörtliche "Bunte Hund". Kein Wunder, wenn man, wie er freimütig bekennt, "eigentlich jeden Tag oben auf der Sportanlage ist".

Der verheiratete Vater zweier Söhne (16 und 19 Jahre), die sich ebenfalls bei den Blau-Weißen als Torwart beziehungsweise Trainer und Schiedsrichter einbringen, denkt und tickt Blau-Weiß. Seine fußballerische Laufbahn als Torwart begann in der E-Jugend. Mit mäßigem Erfolg, denn aufgrund seiner geringen Größe sei er "oft nur Ersatz gewesen", erinnert er sich wehmütig. Irgendwann sei er gar zum "Torwart No. 5" mutiert und habe ab der C-Jugend eigentlich gar nicht mehr im Tor gestanden. Den Durchbruch als anerkanter Keeper schaffte er (mittlerweile auf 182 Zentimeter gewachsen) dann in der I. Herren im Bezirkspokalspiel gegen den SC Harsum. "Das haben wir sensationell mit 3:2 Toren gewonnen. Es war das Spiel meines Lebens. Jeder Schuss landete in meinen Armen."

Im Tor war "Grütze" allerdings nicht festgetackert. Als er sich als Keeper der II. Herren beim Warmmachen Ende der 80er-Jahre den Finger brach, habe ihn der Trainer unerwarteterweise "aufs Feld gejagt". Seine Fußballerkarriere führte ihn schließlich als Manndecker, klassischer 6er und Innenverteidiger bis in die I. Herren der "Kirschen". Mit 33 Jahren wechselte er dann aber, immer wieder von Schmerzen im Lenden- und Oberschenkelbereich geplagt, ins Trainer-Metier.

Was macht einen guten Trainer aus? Grütze: "Er sollte sich stetig weiterentwickeln und er muss einen langen Atem haben, wenn`s mal nicht so läuft." In Neuhof gebe es aber genügend kompetente Leute in diesem Bereich mit viel Engagement. "Dann kann man auch etwas erreichen", weiß der Gladbach-Fan. Mit 60 Jahren sollte dann aber als Trainer Schluss sein, blickt das "Kirschen-Kind" schon mal in die Zukunft.

Wo sieht der 52-Jährige seine Stärken, wo verortet er seine Schwächen? "Ich würde mir schon Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft zuschreiben." Wichtig sei allerdings, sein Handeln auch mal zu reflektieren und sich selbst zu hinterfragen. "Denn nobody is perfect und wir lernen alle ständig dazu." Grütze verschweigt keineswegs, dass er auch schon mal "aufbrausend" sein kann, wenn Dinge nicht so laufen wie gewünscht - etwa Fußball-Tore nach beendeter Trainingseinheit einfach nicht weggeräumt werden. "Dann kracht es auch schon mal!" Das sei dann aber "nicht böse gemeint" und "gehört einfach zum Geschäft dazu", ist der 52-Jährige überzeugt.

Die enge Bindung zu den Blau-Weißen ist aber nicht nur bei "Grütze" selbst, sondern offensichtlich auch bei Mama Erika genetisch verankert. Seit rund 10 Jahren kümmert sie sich um die Sauberkeit der Trikots und Stutzen der I. Herren. Den Wasch-Job übernahm sie damals von "Tati" und wacht seitdem mit Argusaugen auf ein vorzeigbares Äußeres der Bezirksliga-Kicker. Socken-Stopfen inklusive. Wenn die Trikots aber mal wieder nicht auf Rechs gedreht wurden oder aber die Stutzen völlig verklumpt bei ihr ankommen, dann kann "meine Mutter auch schon mal sauer werden", verrät ihr Sohnemann.

                                                                                                                                           Torsten Becker

Bildergalerie: Fotos BW Neuhof Archiv, Torsten Becker 

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